Kreative Bürokratie beim Creative Bureaucracy Festival 2025
19.06.2025

Das Creative Bureaucracy Festival zieht jährlich hunderte internationale Besucher:innen nach Berlin. Es widmet sich Ideen für Verwaltungsinnovationen – meist mit einer Prise Kreativität, die man sowohl im Areal als auch den Programmbeiträgen deutlich spürt. Der Landesverband der Kultur- und Kreativwirtschaft Sachsen e.V. ist mittlerweile Stammgast, denn wir planen gemeinsam mit der HSF Meißen einen sächsischen Ableger in 2026 und 2027 und lassen uns natürlich den Spirit auf dem Hauptfestival nicht entgehen.
Im Panel “Demokratie beginnt im Amt: Wie stellen wir Verwaltung innovationsfähig auf?” wurde auf der großen Impact Stage einerseits klar verdeutlicht, was in Sachen Veränderung möglich ist, wenn der Wille vorhanden ist. Andererseits hat Panel-Teilnehmerin Martina Klement, Chief Digital Officer des Landes Berlin und Staatssekretärin für Digitalisierung und Verwaltungsmodernisierung, auch eingeräumt, dass eben gerade der Föderalismus in Deutschland oft ein Hemmnis für Verwaltungsinnovationen und flächendeckende Zusammenarbeiten zwischen einzelnen Behörden darstellt. Interessant war das Panel aber auch, weil alle Teilnehmenden dezidierte Einblicke in die Aufgaben der jeweiligen Behörden gaben, die sie leiten und im Rahmen der Gesprächsrunde vertraten. Die Komplexität der Aufgaben und ihrer Verteilungen sowie die Zuständigkeiten wurden hierbei sehr greifbar.
Ebenfalls Ein-, Aus- und Rückblicke gab Minister a.D. Thomas de Maizière im Rahmen eines 20 minütigen Interviews auf der Impact Stage, in dem es um die von ihm mitgegründete „Initiative für einen handlungsfähigen Staat“ ging, die im März ihren Zwischenbericht mit 30 Empfehlungen vorgelegt hat, mittels derer sie die Handlungsfähigkeit des Staates spürbar verbessern will. Gewohnt eloquent und immer wieder humorvoll begegnete Thomas de Maizieré hierbei den Interviewfragen und machte einmal mehr deutlich, dass seine Mitgründung der „Initiative für einen handlungsfähigen Staat“ verständlicherweise auch stark durch seine umfassende politische Vita begründet wird. Wenige Politiker in Deutschland haben in rund 40 Jahren politischer Laufbahn derart viele verschiedene Posten und Verantwortlichkeiten innegehabt und kennen die Organisation des Staats- und Verwaltungsapparates so gut Thomas de Maizieré. Besonders in Sachsen weiß man darum, da Thomas de Maizieré im Freistaat nicht nur als Leiter der hiesigen Staatskanzlei, sondern auch als Sächsischer Staatsminister in verschiedenen Ministerien tätig war. All diese Tatsachen machen den Minister a.D. aus Bonn zu einem der profundesten Initiatoren einer aussagekräftigen „Initiative für einen handlungsfähigen Staat“.
Erneut wurde im Rahmen des Interviews mit Thomas de Maizieré – wie auch in vielen anderen des diesjährigen Creative Bureaucracy Festivals – aber auch deutlich, wie hoch die Hoffnungen und Wünsche an das 2025 gegründete Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung (BMDS) sind. Die Festivalausgabe im kommenden Jahr könnte somit auch ein wenig zur Bestandsaufnahme der Arbeit jener Institution im Speziellen wie auch der neuen Bundesregierung im Allgemeinen werden.
Wer hingegen schon jetzt den Geist des Aufbruchs spüren wollte, war auf der Connection Stage bestens beraten, wo unter anderem Maximilian Melle und Luisa Lamm von byte – der Bayerischen Agentur für Digitales sowie Olaf Neumann von der DigitalAgentur Brandenburg Einblicke gaben, wie ein Open Data Portal aus Bayern schon jetzt in Brandenburg erfolgreich nachgenutzt werden kann. Chapeau!
Vor diesem Hintergrund konnte man auch deutlich sehen, dass die Kreativwirtschaft im Segment der Software-Entwicklung enger Partner der öffentlichen Hand sein kann. Und zwar ohne, dass erst öffentliche Förderprogramme erzeugt werden müssen, um Software-Lösungen zu forcieren, die es oft schon gibt. So wurde es beispielsweise auch von Patrick Glaser, CEO und Gründer des Software-Start Ups Vialytics, im Rahmen des Projekt Showcase “Vom Experiment zum Standard: Was die Verwaltung von Start-ups lernen kann” auf der Impact Stage beschrieben. Eine flächendeckende und behördenübergreifende Nutzung von Produkten aus der Kreativwirtschaft könnte also Zeit und Geld sparen, den Austausch fördern, Evaluationen repräsentativer und Zusammenarbeiten zwischen Partner:innen schlichtweg effizienter machen. Allesamt Benefits und Werte, die zugleich auch die Motivation bei der Gründung von 4transfer waren und sind.
Die Meetup Area bot wiederum reichlich Gelegenheit zum Austausch. In zwei lebhaften Sessions trafen wir auf Verwaltungsmitarbeiter:innen aus aller Welt.
Im Beitrag “Powering Up Public Servants: Social Innovation Tools That Make Change” stand soziale Innovation am Arbeitsplatz im Mittelpunkt. Es wurden wertvolle Tipps zu aktivem Zuhören vermittelt: Humor einzusetzen, die Emotionen der Bürger:innen als Ressource zu verstehen und verschiedene Perspektiven zu berücksichtigen, einschließlich der Annahme, dass der/die Gesprächspartner:in Recht hat. In Gruppenarbeiten wurde neben diesen Kommunikationsmitteln auch das Business Model Canvas als Instrument zur Neugestaltung öffentlicher Dienstleistungen getestet. 4transfer setzt ebenfalls stark auf dieses Framework, wie beispielsweise in diesem Workshop mit der Verwaltung.
In der Austauschrunde “Strategic Serendipity: Schwarmintelligenz für systemische Lösungen” waren die Teilnehmer:innen eingeladen, konkrete Herausforderungen und Fragen zu teilen und im Gegensatz zu den alltäglichen umständlichen Emails in Präsenz Empfehlungen von der Gruppe zu erhalten. Die Session schaffte es, den sozialen Aspekt von Bürokratie zu stärken, indem ein geschützter Raum voller Hilfsbereitschaft geschaffen wurde, der die Wirkung unerwarteter Begegnungen verdeutlichte. Dabei wurde auch deutlich, dass 4transfer bereits einige innovative Herangehensweisen vermitteln kann:
- So wurde der Bedarf nach Kollegialer Beratung oder abteilungsübergreifender Kompetenzgruppen, wie sie der Landesverband der Kultur- und Kreativwirtschaft Sachsen e.V.: praktiziert, herausgearbeitet
- Vom German Creative Economy Summit in Hamburg brachten wir die Idee eines Beschwerdekanals zu bürokratischen Hürden mit, den der Normenkontrollrat plant, einzurichten
- Um über Silos hinweg mehr voneinander zu erfahren, können wir von unserer Learning Journey zur Kreativbehörde Regensburg Coworking für die Verwaltung oder auch niedrigschwellige und offene Formate empfehlen, die auf dem Gang der Behörde umgesetzt werden, statt hinter verschlossenen Türen
Als neue Impulse aus dieser Runde nehmen wir The Art of Hosting und ein Praxisbeispiel über die Wirksamkeit von Bürgerversammlungen mit.
Wer auf der Suche nach ähnlichen Impulsen ist, kann sich unter creative-bureaucracy-saxony.de gern zu unserer anstehenden sächsischen Edition am 26.03.2026 informieren.