Wenn der Lieferroboter am 4transferLab klingelt …

16.12.2025

Wie wird aus Forschung eine anwendbare Lösung? Dieser Frage widmeten wir uns im 4transferLab gemeinsam mit der Abteilung Forschung des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK) und mit freundlicher Unterstützung des Instituts für Informatik der TU Bergakademie Freiberg – und zwar ganz konkret am Beispiel der Lieferrobotik.

Im Mittelpunkt stand der 4transfer-Ansatz, der Innovation als Gemeinschaftsaufgabe begreift: Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft kamen entlang eines greifbaren Praxisbeispiels – dem Lieferroboter – zusammen. Ziel war es, verschiedene Transferbedarfe (z.B. technische, regulatorische, gestalterische und gesellschaftliche Anforderungen) sichtbar und diskutierbar zu machen. Seit einigen Monaten unterstützt 4transfer das Projekt mit co-kreativen Methoden, um Forschung aus dem Labor in eine akzeptierte Anwendung zu überführen. Dabei ist der Blick auf alle beteiligten Stakeholdergruppen entscheidend – mit ihren unterschiedlichen Perspektiven, Erwartungen und ganz praktischen Hürden in der Umsetzung. Typische Fragen aus der Praxis lauten etwa: Unter welchen Bedingungen kann ein Lieferroboter im öffentlichen Raum sinnvoll eingesetzt werden? Welche Anforderungen an Technik und Gestaltung müssen erfüllt sein, damit der Roboter akzeptiert wird? Welche Kenntnisse im Umgang mit neuen Technologien können bei den Nutzenden vorausgesetzt werden? Diese und viele weitere Fragen bilden die Grundlage für eine erfolgreiche Implementierung neuer Technologien.

So richtig greifbar wurde das Thema jedoch mit einem gedanklichen Impuls zur Aktivierung und Perspektivübernahme:
„Stellen Sie sich vor, es klingelt – und vor der Tür steht ein Lieferroboter.“

Gesagt – getan! Der Lieferroboter Rosee fuhr ins 4transferLab, dekoriert mit Lichterkette und ausgestattet mit einem „Auftrag“ – einer konkreten Arbeitsaufgabe für den anschließenden Praxisteil – für die Teilnehmenden. Zunächst aber wurde Rosee und ihre Forschungsroboterkolleginnen vorgestellt: Norman Seyffer, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Informatik der TU Bergakademie Freiberg, gab unter anderem Einblicke in Messkampagnen auf Fußwegen in der Freiberger Innenstadt, bei denen unter anderem Hauseingänge und andere schwer einsehbare Stellen erfasst werden. Ebenso berichtete er von Einsätzen eines Schwimmroboters im Amazonasgebiet und weiteren ungewöhnlichen Robotern. Die Beispiele machten deutlich, wie unterschiedlich Einsatzumgebungen sein können – und welche Anforderungen das an Sensorik, Navigation und Robustheit stellt – Grundlagen, die auch für Lieferrobotik relevant sind.

Darauf aufbauend wechselte das Format bewusst vom Zuhören in den aktiven und kreativen Prototyping-Modus und der gelieferte „Auftrag“ wurde ausgeführt: In gemischten Gruppen entwickelten die Teilnehmenden innerhalb einer Stunde eigene Lieferrobotermodelle. Zunächst wurden grundlegende Fragen geklärt: Wer oder was wird beliefert? Wo fährt der Roboter? Wann ist er unterwegs? Wie interagiert er mit seiner Umgebung? Und wie heißt der Lieferroboter eigentlich? Anschließend wurde der passende Prototyp mit optimaler Ausstattung aus Sicht des jeweiligen Nutzungsszenarios für die zugedachten Aufgabe gestaltet. Gearbeitet wurde mit Pappe, Papier, Stiften, Schere und Kleber – der Fokus lag klar auf Idee, Szenario und Transfer und nicht auf technischer Detailausarbeitung.

Die Ergebnisse konnten sich sehen lassen:

„Josef liefert’s“
„Weil gutes Essen keine Umwege braucht.“ Das charmante Schwebewunder liefert Speisen direkt von der Küche auf den Tisch: bestellen, Fenster öffnen, Essen empfangen. Vorgesehen sind unter anderem eine selbstbetriebene Wärmepumpe, Edge-AI-basierte Sensorik, Ionen-Triebwerke und ein konsequent CO₂-neutraler Betrieb.

„Robo Rudi“
Robo Rudi übernimmt das Weihnachtsgeschäft auf Märkten. Mit integriertem Hoho-Modul und Allrad-Schneeflöckchen-Antrieb sorgt er nicht nur für Glühweinnachschub, sondern nimmt auch leere Gläser und Müll wieder mit. Ergänzt wird das System durch ein Kindersocken-Erkennungsmodul und ein Schlechte-Laune-Modul (Herzchen-Wolke inklusive).

„Semmel-Bot“
Der Semmel-Bot richtet sich an den ländlichen Raum: Warme Brötchen auch ohne Bäckerei vor Ort. Über zentrale Sammelstationen erhalten Nutzer:innen frische Backwaren – in der Testphase zunächst am Wochenende. QR-Code scannen, Lieferung abholen, fertig.

Zum Abschluss wurden die Modelle in die bereits bestehende Ausstellung „Pop Up Science – Rosee on the Road“ integriert und offiziell auf der Eventfläche des 4transferLabs präsentiert. Für „Pop Up Science – Rosee on the Road“ hatten sich bereits im Frühjahr/ Sommer 2025  Designer:innen mit dem äußeren Erscheinungsbild von Lieferrobotern beschäftigt und dabei unter anderem mit Senior:innen zusammengearbeitet, um Bedarfe für Anwendungsfälle im ländlichen Raum zu ermitteln. Nun standen also auch Josef, Rudi und der Semmel-Bot in dieser mobilen Ausstellung. Mit der Vernissage klang der rund dreistündige Workshop aus.

Fazit: Der Workshop zeigte, wie wirkungsvoll Wissenschaftskommunikation, interdisziplinärer Austausch und praktisches Arbeiten zusammenspielen können. In kurzer Zeit wurden Forschungsthemen verständlich, diskutierbar und in erste Prototypen übersetzt – ganz ohne lange Präsentationen und mit hohem Beteiligungsgrad der Teilnehmenden.

Impressionen

Ansprechperson

Dr. Katja Schaldach

Kommunikationsmanagement

4transferLab

+49 176 213 488 22

schaldach@4transfer-innovation.de

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